2. Juni 2022

Planetary Health ‐ Allergologie

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Vor 150 Jahren wurde von den ersten Allergien berichtet. Natürlich ist davon auszugehen, dass es auch bereits vor dieser Zeit Menschen gegeben hat, die an Allergien litten – allerdings blieben diese damals unerkannt, bzw. wurden nicht als solche dokumentiert.

Als Allergie wird im Allgemeinen eine überschießende, krankhafte Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde, aber harmlose Umweltstoffe, (Allergene oder Antigene) bezeichnet, die dann mit einer allergischen Reaktion einhergeht. Die häufigsten dieser Reaktionen sind Probleme mit dem Verdauungstrakt, der Haut oder der Schleimhaut. Die wohl bekanntesten und bei uns am verbreitetsten Allergien sind Heuschnupfen und Asthma.

In den vergangenen Jahrzehnten verzeichnen Ärzte eine Zunahme allergischer Reaktionen in der Bevölkerung. Während 1960 nur drei Prozent der Weltbevölkerung auf etwas überempfindlich reagiert haben, waren es 1995 bereits rund 30 Prozent. Seither ist die Tendenz weltweit steigend, und Allergien befinden sich auf der Liste der häufigsten Krankheiten an vierter Stelle

Neben einem veränderten Lebensstil sehen Experten die Hauptursachen dafür in dem Anstieg von Umwelt­schad­stoffen und dem Klimawandel. Letzterer bewirkt in erster Linie einen Anstieg der von Heuschnupfen betroffenen Personen, was mit einer sich ändernden Pollensituation verteilt über das Jahr zu erklären ist: Mildere Winter, die Abnahme von Frostperioden im Frühjahr, sowie ein späteres Einsetzen des Winters haben eine Verlängerung der Pollensaison zur Folge. Somit verlängert sich auch zwangsläufig der für Allergiker brisante Zeitraum. Hinzu kommt die Ausbreitung von neuen, teilweise aggressiveren Pollenarten, die sich durch das wärmere Klima bei uns wohlfühlen. Das bekannteste Beispiel hierfür ist Ambrosia: in einer einzigen Staude stecken bis zu einer Milliarde Pollen. Fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft können bereits eine allergische Reaktion auslösen.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Pollenflug bzw. die Pollenkonzentration zugenommen haben, und zwar um 20,9 % zwischen 1990 und 2018. Dieser Effekt scheint in Städten stärker ausgeprägt als in ländlichen Gebieten. Es liegt auf der Hand, dass damit eine Zunahme der Erkrankten einhergeht.

Ein weiterer Anstieg sowie ein zunehmender Schweregrad der Erkrankungen sind zu erwarten. Dabei scheinen neben der Pollenkonzentration auch der mit dem Klimawandel einhergehender Anstieg von Luftschadstoffen wie Ozon und Feinstaub eine Rolle zu spielen.

Experten gehen außerdem davon aus, dass ein erhöhter Konsum an Fertigprodukten die Anfälligkeit für Allergien erhöht. Eine Studie zeigte, dass Menschen die drei Mal wöchentlich Fast-Food Produkte essen, häufiger an Atemnot, Asthma, allergischem Schnupfen und Hautausschlägen wie Neurodermitis leiden. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass der Darm die größte Schleimhautbarriere des Körpers darstellt.

Mit einer Zunahme der Globalisierung und dem zunehmenden Einfluss der westlichen Gesellschaft auf die Entwicklungsländer, ist kurz- bis mittelfristig auch in den Entwicklungsländern mit einem verstärkten Aufwärtstrend der Allergien zu rechnen. Insbesondere durch einen höheren Industrialisierungsgrad muss zunächst mit einer steigenden Asthma–Problematik, ausgelöst durch Umweltgifte in Großstädten, gerechnet werden. Auch ein verändertes Nahrungsangebot hat bereits heute in einigen Regionen das Risiko an einer Allergie zu erkranken erhöht. Durch die häufig schlechtere medizinische Versorgung in diesen Ländern ist davon auszugehen, dass die Krankheitsbilder und Verläufe hier deutlich schlimmer ausfallen.

Während in Ländern wie z. B. Australien und den skandinavischen Ländern Asthma relativ häufig auftritt, sind die Todesfälle, die durch Asthma hervorgerufen werden in den Entwicklungsländern signifikant höher als im Rest der Welt.

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