Im vergangenen Jahr war die Krankenschwester Birgit Feuchtmayr im Einsatz in La Paz, Bolivien, um die Street Doctors zu unterstützen (wir berichteten).
Dabei hat sie auch erlebt, dass deren Hilfe weit über die medizinische Versorgung hinausgeht. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte der 20-Jährigen Estrella: Estrella ist eine junge Frau, die in La Paz auf der Straße lebt – mit allem was dazugehört: Alkohol, Drogenkonsum und unendliche Armut. Einige Male hatte sie die Street Doctors aufgesucht, da sie schwanger war. Diese nahmen sich ihrer an und führten Vorsorgeuntersuchungen durch. Insbesondere versuchten sie aber auch sie von den Drogen abzubringen, um die Gesundheit des Kindes nicht zu gefährden. Leider ohne Erfolg.
Als Frau Feuchtmayr vor Ort war, kam Estrella abermals zu den Street Doctors am Stützpunkt am Bahnhof vorbei. Dieses Mal war sie nicht mehr schwanger; ein Kind hatte sie aber auch nicht dabei.Auf Nachfragen des Teams, berichtete sie, dass sie vor ein paar Tagen ein Mädchen zur Welt gebracht hatte, und dass man ihr die kleine Tochter weggenommen hatte. Auf ihrem Handy hatte sie Fotos und Videos von der Kleinen, die sie unter Tränen zeigte. Sie dürfte sie erst wieder zu sich nehmen, wenn sie keine Drogen mehr nehmen würde und ein sicheres Zuhause für das Baby sichergestellt ist, erklärte sie. Für Estrella schien diese Situation aussichtslos: Sie sah keine Möglichkeit, diese Bedingungen zu erreichen und hatte eigentlich bereits entschieden, das Kind zur Adoption freizugeben. Die Street Doctors aber sprachen der jungen Mutter Mut zu und versprachen ihr Unterstützung bei der Erreichung des Ziels. Estrella benötigte in diesem Moment ein offenes Ohr, Trost und Zuspruch.
Aus Verzweiflung wurde Hoffnung – nun wird das kleine Mädchen bald bei seiner Mutter wohnen dürfen.