Gender-based violence (GBV) / geschlechterspezifische Gewalt ist weltweit verbreitet und von den Vereinten Nationen als eine Menschenrechtsverletzung anerkannt, die verheerende Auswirkungen auf individueller, familiärer, gemeinschaftlicher und nationaler Ebene hat und die physische und psychische Gesundheit der Menschen sowie ihre soziale und wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt. In der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen ist die Prävention daher auch ein wichtiger Punkt, festgehalten in zwei Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG 5 und SDG 16). Im Dezember 2024 fand im St. Walburg’s Hospital Nyangao (Tansania) ein fünftägiges Training zum Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt statt. 100 Teilnehmer wurden für das Thema sensibilisiert, über ihre Rechte und die Möglichkeiten der Prävention aufgeklärt. Es nahmen 50 Frauen und 50 Männer teil, sie kamen aus den Dörfern im Einzugsgebiet des St. Walburg’s Hospital Nyangao. Außerdem waren Mitarbeiter des Krankenhauses, die direkten Kontakt haben zu den Patientinnen und Patienten, die zur Behandlung ins Krankenhaus kommen anwesend und Personalverantwortliche aus verschiedenen Bereichen.
Das Hauptziel dieses Trainings war es, Fähigkeiten zu erlernen und Sensibilisierung zu vermitteln, wie die Teilnehmenden “Community Accountability“ entwickeln können. Mit diesem Begriff wird eine gemeinschaftsbasierte Strategie beschrieben, um auf Gewalt, einschließlich häuslicher und sexueller Gewalt, sowie Kindesmisshandlung zu reagieren. Intention ist, dass eine Gemeinschaft – eine Familie, eine Gemeinde, eine Arbeitsstätte, die Nachbarschaft etc. prozesshaft zusammenarbeitet, um folgende Ziele zu verwirklichen:
- Werte und Methoden, die sich Gewalt und Unterdrückung entgegenstellen, und Sicherheit, Unterstützung und Verantwortung fördern, entwickeln und festigen.
- Strategien entwickeln, um auf verwerfliches Verhalten von Gemeinschaftsmitgliedern zu reagieren und ihnen zu helfen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und es zu ändern.
- An der Weiterentwicklung der Gemeinschaft und aller ihrer Mitglieder arbeiten, um die politischen Verhältnisse zu ändern, die Unterdrückung und Gewalt begünstigen.
- Gemeinschaftsmitgliedern, die gewaltsam angegriffen wurden, Sicherheit und Unterstützung bieten und dabei ihre Selbstbestimmung achten.
Wir freuen uns, dass dieses Angebot aus dem Community Health Projekt der Artemed Stiftung in Nyangao, Tansania so großen Zuspruch findet und die gemeinsam erarbeiteten Ansätze in den verschiedenen Gemeinschaften eingeführt werden.