14. Juli 2023

Einsatz in der 2. Heimat

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Frau Birgit Feuchtmayr arbeitet an der Klinik Vincentinum in Augsburg. 1996 war die gelernte Krankenschwester für ein dreiviertel Jahr in Sucre, Bolivien, in einem Krankenhaus im Einsatz. Seither schlägt ihr Herz für dieses Land. Nun – fast drei Jahrzehnte später – hat sie durch die Artemed Stiftung endlich die Möglichkeit bekommen, wieder dorthin zu reisen.

Im Interview erzählt sie uns von ihrem Einsatz und Eindrücken bei den Street Doctors in La Paz.

Artemed Stiftung (AS): Liebe Frau Feuchtmayr, Sie waren im Juni das erste Mal mit der Artemed Stiftung auf einem Einsatz in Bolivien, dennoch war es nicht ihr erster Kontakt mit diesem Land?

Birgit Feuchtmayr (BF): Richtig! Ich war bereits nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester für ein dreiviertel Jahr dort. Mir hat es damals so unglaublich gut gefallen, dass ich wusste, irgendwann muss ich dorthin zurück. 2019 habe ich dann von der Arbeit der Artemed Stiftung in La Paz gehört. Daraufhin habe ich sofort Kontakt aufgenommen. Wegen Corona und Terminschwierigkeiten konnte ich leider nicht sofort gehen – aber nun hat es ja endlich geklappt.

AS: Das freut uns natürlich auch sehr, dass wir zum einen Ihnen damit einen Wunsch erfüllen konnten, zum anderen aber vor allen Dingen auch einen wertvollen Gewinn für die Street Doctors hatten. Was war denn Ihr erste Eindruck als Sie dort ankamen.

BF: Ich hatte im Vorfeld ein wenig Bedenken, ob ich dort überhaupt helfen könnte – schließlich bin ich keine Ärztin sondern „nur“ eine Krankenschwester. Aber es war überhaupt kein Problem: Das Team war super nett und hat mich sehr herzlich willkommen geheißen. Ich konnte von Anfang an mit den Ambulanzen mitfahren, mitarbeiten und war sofort Teil des Teams. Dabei war es bestimmt von großem Vorteil, dass ich zum einen schon vertraut mit Land und Leuten war und zum anderen ein gutes Spanisch spreche – beziehungsweises gutes „Straßenbolivianisch“.

AS: Was waren denn ihre Hauptaufgaben während des Aufenthaltes?

BF: Wir haben uns jeden Morgen gegen 9:00 Uhr im Büro getroffen, um eine kurze Lagebesprechung zu machen. Die Routen wurden abgesteckt, das Personal aufgeteilt und die Ambulanzen bereit gemacht. Anschließend ging es los. Meisten waren wir bis ca. 16:00 Uhr unterwegs. Dabei habe ich mich überall dort versucht einzubringen, wo ich mich gut auskannte – ich hatte das Gefühl, dass das für das ganze Team sehr gut so gepasst hat.

AS: Hatten Sie während ihres Aufenthaltes Erlebnisse, die Sie besonders beschäftigt haben?

BF: Ja. Da war zum einen eine taubstumme Mutter, die mit ihrem kleinen Kind zu einer Untersuchung kam. Es war sichtlich zu ersehen, dass die Mutter große Probleme hatte zu kommunizieren, an was das Kind litt. Sie hatte außerdem einige Hämatome, so dass ich leider vermuten muss, dass es zuhause öfters mal zu Gewalt kommt. Es hat mich sehr nachdenklich gemacht, zu wissen was dieses Kind für einen komplizierten Weg vor sich hat, und mir wieder mal gezeigt, wie gut es uns in Deutschland geht. Ähnlich erging es mir bei einem Besuch im Gefängnis für junge Erwachsene. Die allgegenwärtige Traurigkeit dort ist einfach sehr bedrückend.

AS: Konnten Sie auch etwas Positives aus der Arbeit mitnehmen?

BF: Ja sicher: Sehr viel sogar! Das Team der Street Doctors leistet einfach eine unfassbare Arbeit. Und damit meine ich gar nicht so sehr die medizinische Versorgung. Vielmehr geht es hier um das Menschliche: Mit einer Engelsgeduld wurde Jeder und Jede angehört, die jeweiligen Sorgen und Leiden aufgenommen und gut zugeredet. Ich habe selten gesehen, dass Ärzte:innen mit so viel Empathie auf ihre Patienten:innen zugehen. Niemals wurde auf die Uhr gesehen oder zum Aufbruch ermahnt: Jede Untersuchung hat so lange gedauert, wie es gebraucht hat. Keiner wurde sitzen gelassen. So haben am Ende auch die traurigen Begegnungen mit einem Lächeln geendet.

AS: Das hört sich schön an! Was bedeutet das nun für Sie?

BF: Für mich bedeutet das, dass ich auf jeden Fall wieder einmal mit der Stiftung nach Bolivien möchte, um diese tollen Menschen wieder zu sehen und zu helfen, wo die Not am größten ist.

 

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