28. Juli 2022

Planetary Health – Darmerkrankungen

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Bereits unser letzter Artikel in der Serie Planetary Health hat sich mit der Ernährung und so gewissermaßen auch mit Darmerkrankungen beschäftigt. Dabei muss man zwischen den akuten Erkrankungen – wie zum Beispiel Cholera – und chronischen Erkrankungen unterscheiden. Letztere haben in den vergangenen Jahren aufgrund verschiedener Umweltfaktoren stark zugenommen. Interessant dabei ist zu sehen, dass die Zunahme bisher vor allen Dingen in den Industrieländern zu verzeichnen war.

Neuerdings gibt es hier jedoch eine Trendwende: Immer mehr Fälle an chronischen Darmerkrankungen werden aus den Entwicklungsländern gemeldet, wohingegen sich zum Beispiel in Deutschland ein leichter Abwärtstrend bemerkbar macht.

Woran kann das liegen? Experten gehen davon aus, dass hierfür drei wichtige Faktoren eine Rolle spielen:

  • Die sogenannte Hygienetheorie
  • Die Luftverschmutzung
  • Die Ernährungsgewohnheiten

Mit der Hygienetheorie wird das Thema angesprochen, dass die Darmflora durchaus davon profitiert, wenn wir in unserem Verdauungssystem auch mit den ein oder anderen Erregern zu kämpfen haben. Personen, die auf dem Land großgeworden sind und von klein auf häufiger mit Dreck, Erde etc. in Kontakt gekommen sind, weisen hier eine deutlich bessere Resistenz auf, als Menschen, die dazu wenig Kontakt hatten. Dabei ist natürlich nicht gemeint, dass eine angemessene Hygiene schlecht ist, es geht vielmehr um eine teilweise übermäßige Art von Hygiene, die es unserem Körper nicht erlaubt, seine eigenen Abwehrkräfte aufzubauen.

Der zweite Aspekt, der einen maßgeblichen Einfluss auf das Wohlbefinden unseres Darmes hat, ist die uns umgebende Luft. Studien haben gezeigt, dass vor allem Dingen die Exposition zu verschmutzter Luft in jungen Jahren (< 23 Jahre) sich negativ auf unseren Darm im Erwachsenenalter auswirkt.

Bei den Essgewohnheiten liegt das Problem vor allen Dingen darin, dass viele Leute sich von schnell und einfach zubereiteten Produkten bzw. von Fertigprodukten ernähren. Dieses Verhalten hat sich in den letzten Jahren in den Industrieländern stark ausgeprägt, erfährt aber derzeit einen Trend zu mehr bewusster Ernährung – die in den meisten Fällen auch deutlich besser für Umwelt und Klima ist. Im Gegensatz dazu nimmt in vielen Entwicklungsländern der Konsum an Fertigprodukten weiter zu; der Grund weshalb auch hier in jüngster Zeit die Anzahl der chronisch Erkrankten steigt.

Da in Entwicklungsländern, nach wie vor jedoch zusätzlich die akuten Darmbeschwerden verursacht durch unreines Wasser und andere Infektionen eine sehr große Rolle spielen, ist dieser Trend durchaus besorgniserregend. Denn im Gegensatz zu den Industrienationen, fehlt es hier meistens an ausreichend Fachpersonal zur Pflege, sowie den nötigen Medikamenten. Länger anhaltender Durchfall und Erbrechen enden leider immer noch häufig mit dem Tod des Patienten.

Mit Präventiv-Maßnahmen, wie zum Beispiel unseren Schulungen zu ausgewogener und gesunder Ernährung in Tansania, wirken wir diesem Trend jedoch entgegen. Des Weiteren versuchen wir durch Aufklärung im Bereich Hygiene und Abfallmanagement und durch das Bauen neuer Sanitäranlagen, infektiöse Darmerkrankungen besser in den Griff zu bekommen.

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