10. Januar 2020

Zwei Zahnärzte im Irrawaddy Delta

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Wenn sich zwei Zahnärzte aus Deutschland auf den Weg ins Irrawaddy Delta machen, dann mit einer Mission! Zahnärztin Nadja Hertenstein, die schon viele Male für die Irrawaddy River Doctors im Einsatz war, berichtet von ihrem Einsatz im Dezember zusammen mit Dr. Gerhard Kanne:

„Schon viele Male war ich nun im Irrawaddy Delta, auf der schwimmenden Klinik Polli. Wir haben eine Zahnarztpraxis auf- und ausgebaut, den Zahnarzt Dr. Kyaw Zeya Min in wichtigen Dingen geschult, steriles Arbeiten eingeführt und den Patienten die bestmögliche Behandlung ermöglicht. Doch woher kommen die vielen Patienten mit den katastrophalen Zuständen im Mund und wie können wir hier helfen?

Meist fängt es im Kindheitsalter an. Die Eltern und Großeltern haben es nie gelernt Zähne zu putzen, denn als sie Kinder waren gab es nur wenig Zucker und Süßigkeiten in den Dörfern. Zähneputzen war nicht zwingend notwendig. Doch das hat sich geändert.

Schaut man in das große Lachen der goldigen burmesischen Kinder, sind die Zähne meist von schwarzen Kariesstellen gezeichnet. Wenn man sie fragt, ob sie denn Zähne putzen, beantworten alle die Frage mit einem klaren JA. Aber woher dann das Karies und entzündete Zahnfleisch?

Bei meinem Aufenthalt im Dezember begleitet mich Dr. Gerhard Kanne. Er hat schon viel Erfahrung als Zahnarzt in Entwicklungsländern gesammelt. Sein 21. Auslandseinsatz ist das hier. Zusammen mit ihm und unserem burmesischen Zahnarzt besuchen wir eine Schule im Delta und hoffen der Frage auf den Grund zu gehen.

Wir kommen nicht mit leeren Händen. Dank einer großzügigen Spende vom „24 gute Taten e.V.“ können wir 10.000 Kindern eine Zahnbürste schenken. Doch mit dem Verteilen ist es nicht getan. Wir möchten, dass diese Hilfe nachhaltig ankommt. Wir möchten den Kindern nicht nur eine Bürste schenken – wir möchten den Kindern Zahngesundheit schenken. Dafür müssen sie aber auch wissen, wie sie die Zahnbürste verwenden müssen.

In der Klasse lassen wir uns zeigen, wie die Schüler putzen. Und genau hier liegt das Problem der kaputten Zähne. Viele halten die Zahnbürste nur irgendwie und irgendwo in den Mund. Sie kauen etwas darauf herum. Dass sie ein Ober- und Unterkiefer haben, dass sie eine Innen- und eine Außenseite haben, dass sie Zähne haben, die bis weit hinten in den Kiefer reichen – ist vielen nicht bewusst. Daher gibt es viele Zähne die noch nie geputzt worden sind oder vollkommen vernachlässigt werden.

Wir lernen den Kindern von Grund auf das Zähneputzen. Nicht nur mit wohlgemeinten Erklärungen und lustigen Bildern – in Myanmar nutzt das nämlich nichts – sondern durch selber machen! Die Kinder stellen sich in Reihen auf und wir putzen alle zusammen. Gerhard und ich laufen durch die Reihen, machen mit, korrigieren, legen Hand an. Erst jetzt merke ich was die Gruppenprophylaxe in Deutschland, das liebevolle Putzen der Eltern und die regelmäßigen Kontrolltermine beim Zahnarzt für große Auswirkungen hat. Unsere Kinder in Deutschland sind nicht einfach so mundgesund – nein, da steckt viel mehr Arbeit dahinter als ich je vermutet hätte!

Die burmesischen Schüler nehmen das Wissen begierig auf. Und siehe da! Fast alle haben sich verbessert. Ein Meilenstein also! Und so geht es nun weiter: Schule für Schule, Kind für Kind. Jeder im Delta soll lernen, wie das Zähneputzen richtig funktioniert.

Fazit des Einsatzes:

Die zeitintensive und aufwendige Arbeit lohnt sich! Für die Kinder. Diese Kinder haben es verdient, dass sich jemand Zeit für sie nimmt. Sie sind so lieb, manche haben eine unfassbar schnelle Auffassungsgabe. Kleine Genies. Hoffentlich wird einigen Kindern mit denen wir das Zahnputz-Training gemacht haben der Zahnputz-Unterricht noch lange in Erinnerung bleiben. Hoffentlich müssen sie bald nie mehr Zahnfleischbluten oder Zahnschmerzen haben. Und hoffentlich geben sie ihr Wissen an ihre Eltern, Großeltern und Geschwister weiter. Oder gar an ihre eigenen Kinder. Schön wäre es! Die Kinder der burmesischen Dörfer sind meine persönlichen Helden. Denn nur mit ihrer Hilfe schaffen wir langfristig das Bewusstsein der Bevölkerung für die so wichtige Mundhygiene zu verändern.“

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