Im März 2011 kam es nach langanhaltenden starken Regenfällen zu Erdrutschen in einigen Teilen von La Paz. Das erfasste Areal war über 100 Hektar groß; die Erd- und Geröllmassen schoben sich zu Tal und begruben dabei Häuser, Straßen und Autos unter Tonnen von Material. Über 4000 Menschen verloren ihre Heimat.
Heute – gut 12 Jahre nach dem Unglück – sind diese Regionen weitestgehend unbewohnt: die meisten ehemaligen Einwohner sind weggezogen und bei Verwandten oder Bekannten untergekommen. Dennoch leben nach wie vor ein paar wenige Familie in den zerstörten Trümmern: unfassbare Armut und Verzweiflung prägen das Bild.
Frau Dr. Christina Mickan besuchte während ihres Einsatzes in La Paz gemeinsam mit den Street Doctor‘s diese Gebiete um die Menschen dort medizinisch zu versorgen. Eine Mutter kam mit ihrem fiebernden und verdreckten Säugling auf die Ambulanz zu und bat um Hilfe. Die erste Reaktion der Ärztin war, das Kind zunächst gründlich zu waschen, denn ohne ein Mindestmaß an Hygiene bringt auch jede professionell ärztliche Hilfe nur eine sehr kurzfristige Genesung. Die junge Frau erklärte, dass sie hier keinerlei Zugang zu frischem Wasser zum Reinigen und Trinken hätten: in diesen Orten fehlt es einfach an allem, und nur ein (Wieder-) Aufbau der Infrastruktur wird die Situation der Menschen nachhaltig verbessern können.
Ein Rundgang durch das Viertel zeigte außerdem, wie sinnlos viele der Hilfen waren, die nach dem Erdrutsch von der bolivianischen Regierung unternommen wurden: Es häufen sich Kleiderberge aus Spenden, die nicht verwendet werden können, da es kein Wasser zum Waschen gibt. Ein Herd steht nutzlos in einer der Hütten herum, und dient Hundewelpen zum Unterschlupf, da es an der nötigen Gasflasche zum Betreiben des Herdes fehlt.
Wir versuchen durch unsere Unterstützung mit den Street Doctor’s den Menschen vor Ort ein kleines Bisschen Würde in ihren Alltag zu bringen, sie ein wenig aufzumuntern und akute und schwere Leiden wenigsten vorübergehend zu lindern.