1. Oktober 2025

Mit den Street Doctors im Armenviertel

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Während meines Aufenthalts letzte Woche in La Paz durfte ich mit den Street Doctors unter anderem verschiedene Kinderheime, Kindertagesstätten, Horts in Armenvierteln von La Paz und El Alto besuchen, in denen die Betreuenden und Lehrkräfte mit einem bewundernswerten Engagement, viel Herzblut und fachlicher Kompetenz ihren Schützlingen all das nahebringen möchten, was – neben den Hausaufgaben – zu einer Kindheit und einem guten Start ins Leben gehören sollte: Spielen, Sport, Musik, Kunst, Theater, Handwerken, Medienkompetenz, gesunde Ernährung, Anbau von Kräutern, Gemüse, Früchten u.v.m. All diese Einrichtungen sind initiiert und finanziert von ausländischen Stiftungen! Der Empfang war überall überwältigend! Die Street Doctors werden mit Ungeduld und Freude erwartet, die Dankbarkeit ist riesengroß, dass sie 1x wöchentlich kommen, denn dies ist für die meisten Kinder und Jugendlichen die einzige Möglichkeit, ärztlich versorgt zu werden: Kinder und Erzieher gleichermaßen begrüßen das Ärzteteam und die Sanitäter wie langjährige Freundinnen und Freunde.

Die jungen Patientinnen und Patienten lassen sich fast alle ohne Angst untersuchen und behandeln, es wird trotz Husten, Schnupfen, Bauchschmerzen und Verletzungen oft gelacht. Selbst die schmerzhafte Zahnarztbehandlung wird tapfer durchgestanden. Medikamente werden mit genauen Informationen zur Einnahme ausgegeben. Viele Kinder wollen „ihre Ärzte“ nicht mehr gehen lassen; sie haben mit der Zeit ein großes Vertrauen zu ihnen aufgebaut und wissen, sie können sich auf die Street Doctors verlassen, sie können sie jederzeit erreichen – die Telefonnummer steht außen auf dem Bus, jeder kann rund um die Uhr anrufen oder eine Nachricht schicken. Estrella, ein 6-jähriges Mädchen mit einer immer wiederkehrenden Erkältung und einer Augenentzündung klettert mit einer Gitarre in die „rollende Kinderarztpraxis“, sie spielt wie ein kleiner Profi darauf und singt dazu, während sie wartet, bis sie an der Reihe ist. Estrella stammt aus einer sehr armen Familie in El Alto. Ihre Mutter verkauft Origami auf der Straße oder auf einem Markt und ihr Vater arbeitet als Tagelöhner, wo immer er eine Arbeit findet. Am Wochenende, wenn Estrella keine Schule hat und der Hort geschlossen hat, hilft sie ihrer Mutter, Origami zu verkaufen. Bei jedem Wetter!

Besonders traurig war an diesem Tag die Erkenntnis, dass ein kleiner Junge an HIV erkrankt ist – er ist für sein Alter zu klein, zu dünn, ständig von Infekten geplagt. Ohne die regelmäßigen Untersuchungen durch die Street Doctors wäre es vermutlich noch länger nicht festgestellt worden. Der Weg zu der eigentlich kostenlosen medikamentösen Behandlung gegen AIDS ist für die Menschen, die in Bolivien am Rande der Gesellschaft stehen, sehr bürokratisch und steinig. Wir hoffen, dass er zeitnah die Medikamente in dem staatlichen Gesundheitszentrum erhalten wird!

 

 

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