80 Patienten:innen hat die Ärztin auf unserer schwimmenden Klinik „Polli“ in Myanmar heute schon gesehen – und dabei ist der Tag erst zur Hälfte rum. (Zum Vergleich: In Deutschland sieht ein Hausarzt im Schnitt ca. 45 Patienten:innen pro Tag).
Während der letzten Wochen sind die Patientenzahlen der Irrawaddy River Doctors explodiert. Die Crew an Board leistet Unglaubliches, kann aber dem Antrag an Bedürftigen kaum noch nachkommen. Auch fehlt es an Medikamenten – die doppelte Anzahl an Kranken, bedeutet auch die doppelte Anzahl an Medikamenten. Diese sind sowieso schon immer extrem schwer zu bekommen, und die momentane Lage fordert enorm viel Energie, Zeit und Geld, um die benötigten Mittel zu beschaffen.
Der Grund für diese herausfordernde Situation, sind die seit Kurzem von der Militärregierung eingeführten Kürzungen an Diesel. Viele Tankstellen haben nun komplett geschlossen, geben Treibstoff nur noch zu extrem hohen Preisen ab oder haben die Abgabemenge an Autos und Motorräder reglementiert. Das hat zur Folge, dass viele Menschen aus abgelegeneren Regionen keine Möglichkeit mehr haben, weitere Wege – wie zum Beispiel zu einem Arzt – zu machen. So warten nun alle, die eine medizinische Versorgung im Irrawaddy Delta benötigen darauf, dass die Polli ihren Ort anfährt.
Die Diesel-Kürzungen bringen aber natürlich auch für viele andere Branchen enorme wirtschaftliche und soziale Folgen mit sich: Taxifahren können ihren Beruf nicht mehr ausüben, Logistikunternehmen gehen zu Grunde, periphere Regionen können nicht mehr mit Nahrung und sonstigen wichtigen alltäglichen Utensilien beliefert werden.
Für unsere Mitarbeiter:innen in dem Delta bedeutet die Situation eine enorme Belastung, und wir können es mal wieder nicht glauben, mit welcher Unermüdlichkeit versucht wird, dennoch jedem zu helfen, der Hilfe benötigt.
Mehr zur Situation in Myanmar: Radio Free Asia; Alarabiya News