10. Oktober 2022

Wiedersehensfreude nach langer Zeit

Unterstrich_grau

Nach beinahe drei Jahren ohne Stiftungseinsätze konnte im September 2022 das erste Team der Artemed Stiftung wieder nach Myanmar aufbrechen. Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten war riesig, wenn auch getrübt durch die aktuell schwierige politische und wirtschaftliche Situation im Land.

Die jähe Unterbrechung der ansonsten regen medizinischen Austauschtätigkeit in Richtung Myanmar kam mit dem Lockdown durch die Covid-19 Pandemie im März 2020 zum erliegen. Beinahe ein ganzes Jahr lang schottete sich Myanmar ab und ließ keine Ausländer ins Land. Gerade als sich die Situation durch die Impfmöglichkeiten entspannte, putschte das Militär am 1. Februar 2021 und stürzte das Land ins Chaos. An Reisen nach Myanmar war für über ein weiteres Jahr nicht zu denken. Erst im Mai 2022 nahmen die burmesischen Behörden die Ausstellung von Visa wieder auf, allerdings blieb natürlich aufgrund der instabilen politischen Lage die Skepsis groß, inwieweit man wieder Reisen ins Land wagen konnte.

Im September machte sich nun eine erste Vorhut der Artemed Stiftung bestehend aus Michael Kneis (Geschäftsführer zweier Artemed Kliniken in Augsburg und München), PD Dr. Michael Valet (Leitender Oberarzt Neurologie Tutzing) und Dr. Veronika Hofmann (Geschäftsführerin Artemed Stiftung) auf den Weg nach Myanmar, um die Lage zu erkunden und mit eigenen Augen zu sehen, wie sich das Land und die Projekte entwickelt haben.

Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Stiftungsprojekte trotz aller Widrigkeiten in einem hevorragenden Zustand sind. Das neu gebaute Mutter Kind Zentrum in Bogale ist voller kleiner und großer Patientinnen, die sich am Empfang und in den Behandlungszimmern drängen. Ein gutes Zeichen nach wenigen Monaten Betrieb, der Bedarf ist enorm und die Patient:innen schenken uns jetzt schon ihr Vertrauen. Ca. 400 Frauen und ihre Babys werden monatlich in dem Zentrum während der Schwangerschaft und nach der Geburt von erfahrenen Ärzt:innen und Hebammen betreut. Unser Ziel: Die Müttersterblichkeit in der Region, die eine der höchsten im ganzen Land ist und weit über den Vorgaben der WHO liegt, maßgeblich zu senken.

Auch bei den Irrawaddy River Doctors schien es so als hätte sich nichts verändert. Unser Schiff, die Polli, erstrahlte in frischem Weiß und das Team begrüßte uns, als hätten wir uns erst gestern zuletzt gesehen. Die meisten Gesichter kannten wir noch, es fühlte sich an wie nach Hause kommen. Unser kurzer Check ergab, dass sich auch an der medizinischen Qualität nichts geändert hat und die immer größere Anzahl an Patient:innen in besten Händen ist.

Schlimm sieht es hingegen im Land aus. Es sind kaum Touristen vor Ort, was für viele Menschen den Verlust ihrer Einkommensquelle bedeutet. Das Benzin an den Tankstellen ist rationiert, der Strom fällt ständig aus und auch die Internetverbindung ist mehr als wackelig. Alles Themen, die vor ein paar Jahren eigentlich gelöst schienen. Als wir 2019 zuletzt im Land waren, entwickelte sich die Wirtschaft rasant und das Leben pulsierte tagsüber und abends auf den Straßen. Nun herrscht am Abend eine gespenstische Stille und die Verzweiflung und auch ein Stück weit die Resignation der Menschen ist zu spüren.

Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir den Menschen in Myanmar weiter helfen. Vorsichtig werden wir auch unsere medizinischen Einsätze wieder aufnehmen. Wir konnten sehen, dass unser Team selbst in den schwierigsten Zeiten in der Lage ist, die Projekte aufrecht zu erhalten und hervorragend zu führen. Unser Vertrauen in sie ist groß. Das Vertrauen unseres Teams in uns auch und das spornt uns an, weiterzumachen und sie zu unterstützen, wo wir nur können.

 

 

Teile diesen Beitrag

Spenden

Unterstützen Sie die Artemed Stiftung bei der Mission „Gemeinsam heilen helfen“ und schenken Sie Menschen in Not mit Ihrer Spende Gesundheit!

Einsatzorte

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten