Für Su Myat Oo hätte das Jahr 2022 nicht besser beginnen können: Am 1. Januar 2022 wurde das Mother-Child-Center (MCC) in Bogale, Myanmar, für welches die Repräsentantin der Artemed Stiftung in Myanmar verantwortlich ist, eröffnet. Schon vor über zwei Jahren haben wir dieses Projekt gemeinsam mit unseren Kollegen vor Ort geplant, um unseren Beitrag zu leisten, die Müttersterblichkeit weltweit zu reduzieren. Doch die Corona Pandemie und erschwerte Bedingungen durch die politische Lage im Land, haben die Umsetzung immer wieder verzögert.
Weltweit ist seit 1990 ein Rückgang der maternalen Mortalität zu verzeichnen. Verbesserte hygienische Standards, ausgebildetes Personal und vor allen Dingen die Möglichkeit zur Schwangerschaftsvorsorge sind die Hauptgründe für diese positive Entwicklung. Dennoch ist das Ziel der Agenda 2030 der United Nations, die Sterblichkeit von Müttern auf unter 70 je 100.000 Lebendgeburten zu senken, noch lange nicht erreicht. So sterben weltweit immer noch täglich ca. 830 Frauen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und der Geburt Zum Vergleich: in Deutschland liegt die Rate bei 7 pro 100.000 Lebendgeburten.
Auch in der Region Bogale, im südwestlichen Teil von Myanmar und Ausgangspunkt für unsere schwimmende Klinik – die Irrawaddy River Doctors -, sind Komplikationen und Todesfälle bei der Geburt keine Seltenheit. Auch die Kindersterblichkeit ist mit 75 von 1000 Kindern unter fünf Jahren in dieser Region sehr hoch. Durch präventive Maßnahmen, wie mindestens die drei von der WHO empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft und die Vergabe von notwendigen Mikronährstoffen wie Folsäure, Jod, Magnesium und Eisen, ließ sich diese Zahl bereits stark reduzieren. Das beweist die Arbeit der Irrawaddy River Doctors. Hier konnte eine deutliche Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Kindern im Delta des Irrawaddy erzielt werden. Da das Schiff in Bogale jedoch keine Patienten aufnimmt, profitierte die Stadt selber bislang leider nicht von unserem Einsatz.
Mit dem Mutter-Kind-Zentrum soll dieses Defizit nun ausgeglichen werden: Seit Januar 2022 steht in Bogale ein modernes, medizinisch hochwertig eingerichtetes Gebäude. Neben einem hellen Warte- und Empfangsraum, gibt es ein Untersuchungszimmer und zusätzlich einen Kreißsaal. Außerdem zwei Krankenzimmer für die Wöchnerinnen. Eine Gynäkologin, zwei Hebammen und drei Schwesternhelferinnen kümmern sich um die Patientinnen. Durch mündliche Propaganda, Flyer und Social Media wurden die Einwohner bereits im Vorfeld über die neue Einrichtung informiert. Erfolgreich wie man sieht: In der ersten Woche kamen schon über 10 Frauen zu Vorsorgeuntersuchung. Auch Kinder und Jugendliche wurden schon behandelt. Anvisiert sind Patientenzahlen von 400 – 600 Schwangeren und mindestens 300 Kindern pro Monat; bis zu 90 Geburten pro Quartal sind mit der derzeitigen Ausstattung möglich. Für die meisten ist die Behandlung kostenlos, nur bei Wohlhabenderen wird ein kleiner Unkostenbeitrag für die Durchführung der Vorsorgeuntersuchungen berechnet.
Wir sind stolz und beeindruckt von dem unermüdlichen Einsatz unserer burmesischen Kollegen, die sich trotz der schwierigen politischen Lage nicht von ihrem Ziel haben abbringen lassen. „Das Zentrum ist Sinnbild für die Gesundheit der Frauen in unserer Gesellschaft“‚ so Su Myat Oo. „Ich bin unendlich dankbar über dessen Fertigstellung“. Ihre Anstrengungen wurden direkt belohnt: Am 30. Januar kam das erste kerngesunde Mädchen in der Klinik auf die Welt.