Am gestrigen 29. Oktober fand in Tansania die Präsidentschafts- und Parlamentswahl statt, die bereits im Vorfeld für Aufmerksamkeit sorgte. Die beiden aussichtsreichen Gegenkandidaten wurden nicht zur Wahl zugelassen, eine der beiden Parteien ganz ausgeschlossen. Tundu Lissu der Partei Chadema wurde des Landesverrats angeklagt und sitzt im Gefängnis. Zahlreiche Oppositionelle sind verschwunden oder inhaftiert. Die übrigen 16 Gegenkandidaten sind chancenlos, so dass Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan der Wahlsieg sicher ist.
Seit Beginn der Wahl können wir unser Partnerkrankenhaus weder telefonisch noch digital erreichen. Die Nachrichtenportale Deutschlandfunk, heise.de und Deutsche Welle (DW) berichten, dass kurz vor Schließung der Wahllokale eine landesweite Blockade des Internets begonnen hat. Offizielle Stellungnahmen dazu gibt es bislang nicht. Es soll zu Unruhen in Dar es Salaam, Arusha und anderen Städten gekommen sein. Von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen und oppositionellen Gruppen hatte es Aufrufe zu Demonstrationen für echte Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit sowie einen Boykott der Wahlen gegeben; die Wahlbeteiligung scheint eher gering gewesen zu sein.
Das St. Walburg’s Hospital in Nyangao leidet seit September unter häufigen Unterbrechungen der Internetverbindung. Viele Schulen wurden für einige auf Anordnung Wochen geschlossen, so auch die angeschlossene Pflegeschule des Krankenhauses. Anfang dieser Woche berichtete uns Dr. Kasoga, der ärztliche Direktor des Krankenhauses, dass die Bauern der Region ihre Ernte zu niedrigen Preisen abgeben mussten – eine wirtschaftliche Katastrophe für die arme Landbevölkerung, zumal dieses Jahr die Ernte wetterbedingt schlecht ausgefallen sei. Es steht zu befürchten, dass die Menschen sich noch weniger medizinische Behandlungen und Medikamente leisten können. Nur ca. 25% haben eine Krankenversicherung abgeschlossen.
Wir hoffen sehr, dass in Nyangao alles ruhig bleibt und berichten, sobald wir mehr sagen können.

