Es ist noch nicht sieben Uhr, die Sonne geht gerade auf, und über dem Irrawaddy River ziehen noch vereinzelte Nebelschwaden. Trotz der frühen Morgenstunden ist die Luft schon warm in dem abgelegenen burmesischen Ort. Eine kleine Schar von Menschen jeden Alters sitzt bereits am Ufer und schaut gebannt auf den Fluss. Es kommen immer mehr: Ältere Damen und Herren, Mütter mit ihren Kindern, junge Männer und Frauen. Sie alle warten auf die ‚Polli‘ oder die „MS Fortuna“ – die schwimmenden Kliniken der Irrawaddy River Doctor (wir berichteten) und der Swimming Doctors, die monatlich abgeschiedene Dörfer in dem Delta anfahren.
Die Wartenden haben ganz unterschiedliche Anliegen: Ein alter Mann klagt über starke Rückenschmerzen, eine Mutter berichtet von anhaltenden Magenkrämpfen ihrer Tochter und eine junge Frau mit einer großen Wunde am linken Fuß sitzt neben einem Mann der sichtlich von Zahnschmerzen geplagt ist.
Das Schiff ist die einzige Hoffnung der Patienten und Patientinnen, ihre Leiden zu lindern, da der nächstgelegene Arzt oder die nächste Klinik viel zu weit entfernt sind und für die meisten auch nicht zu bezahlen wären. Auf den von der Artemed Stiftung betriebenen Ärzteschiffe sind Mediziner aus den verschiedensten Bereichen an Bord, die Tag für Tag die Krankheiten der vielen Menschen behandeln. Dabei spielt es für sie keine Rolle, ob es sich um chronische Probleme, akute Leiden oder Vorsorgemaßnahmen handelt; natürlich spielt auch Alter und Geschlecht keine Rolle: einziges Ziel ist es medizinische Hilfe für die Bevölkerung anzubieten, die sonst kaum oder gar keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung hat. „Gesundheit für alle“ eben – wie es auch als Ziel der WHO formuliert wird.
Langsam kommt das Schiff angefahren und legt an. Die inzwischen an die fünfzig Personen stellen sich ordentlich in einer Reihe auf und warten darauf, an Bord gebeten zu werden. Jeder Kranke wird angesehen und angehört. Das Team bemüht sich auf alle Beschwerden einzugehen und jedem so gut es geht zu helfen. Nach erfolgreicher Behandlung gehen die Patienten:innen wieder von Bord und treten ihren Heimweg an. Das medizinische Team selber ist viele Stunden beschäftigt und beendet erst spät am Abend seine Arbeit – erschöpft, aber auch glücklich wieder vielen Menschen, Schmerzen gelindert und Hoffnung gespendet zu haben.
„Gesundheit für alle“: in diesem Sinne, wollen wir unsere diesjährige Serie „Die Ziele der WHO“ abschließen. Bleiben Sie gespannt, welche Thematik wir 2025 aufgreifen werden.