12. Mai 2023

Hebamme als Berufung

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Sechs Hebammen arbeiten im Mutter-Kind-Zentrum (MCC) in Bogale, Myanmar. Sie kümmern sich rund um die Uhr, sieben Tage die Woche um die gut 160 Frauen, die monatlich zur Schwangerschaftsvor- oder Nachsorge und zur Entbindung kommen.

Ms. Chi Shwe Sin Hlaing (Chi) ist eine von ihnen. Heute am Welttag der Pflege („international nurse day“) wollen wir diesen wichtigen Beruf anhand von Chis Erzählungen genauer beleuchten. Im Interview erzählte sie uns, warum sie sich genau für diesen Beruf entschieden hat, und was ihr dabei besonders gut gefällt:

Artemed Stiftung (AS): „Liebe Chi, Du bist nun bereits seit der Eröffnung des MCC vor eineinhalb Jahren als Hebamme in dem Zentrum tätig. Warum hast Du Dich für genau diese Arbeit entschieden?“

Chi: „Babys und Neugeborene haben mich schon immer interessiert und deshalb habe ich auch bereits in meiner Freizeit häufig als Hebamme ausgeholfen. Das ist hier in Myanmar auch ohne Ausbildung möglich. Die Arbeit selber bedeutet für mich eine große Ehre, und der Beruf als Hebamme ist hier im Land auch relativ hoch angesehen. Allerdings haben wir in letzter Zeit – wie auch die Ärzte:innen und Lehrer:innen – mit großen Problemen zu kämpfen, da uns der Staat durch seine derzeitige Politik die Arbeit sehr erschwert.“

AS: „Das hört sich ja fast nach einer Berufung an. Wann hast Du denn final beschlossen eine Ausbildung zur Hebamme zu machen?“

Chi: „Nachdem ich Grade 10 abgeschlossen hatte – also mit ungefähr 16 Jahren.“

AS: „Nachdem Du ja nun schon eine Weile in diesem Beruf tätig bist, hast Du in Deinem Alltag bestimmt einige Dinge, die Dir besonders gut gefallen und welche, die Du vielleicht nicht so gerne magst.“

Chi: „Ja, das ist richtig. Wie in jedem Job eben. Was ich gar nicht mag, sind die Vormittage, an denen die Klinik mit Patienten überladen ist, und man das Gefühl hat der Arbeit nicht hinterherzukommen. Alle warten zwar geduldig bis sie dran sind. Es ist dennoch für uns oftmals eine Herausforderung allen Belangen nachzugehen.

Toll sind natürlich die Momente, wenn die Frauen nach der Entbindung glücklich und zufrieden und mit ihrem kleinen Baby auf dem Arm das Krankenhaus wieder verlassen. Dann weiß ich wieder, dass jede Minute hier wertvoll ist.“

AS: „Das ist nachzuvollziehen. Gibt es denn eine Geschichte, die Dich ein Deiner bisherigen Laufbahn als Hebamme besonders berührt hat?“

Chi: „Ja, die gibt es: Ich hatte einmal Nachtdienst auf der Kinderstation. Wir hatten zu der Zeit neugeborene Zwillinge auf der Intensivstation. Eines der Babys bekam eine Infusion. Während seine Mutter ihm die Hand hielt, hörte plötzlich das Herz des Kleinen auf zu schlagen. Die junge Frau sah mich panisch an. Ich nahm den Säugling sofort zu mir und versuchte ihn wiederzubeleben. Sekunden vergingen, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Aber auf einmal fing das kleine Herzchen wieder an zu schlagen. Die vor Glück weinende Mutter, meine eigene Überwältigung: Es gab keinen schöneren Moment in meinem Leben als diesen!“

AS: „Liebe Chi. Wir danken Dir ganz herzlich für dieses wundervolle Interview und hoffen, dass Du noch viele Jahre als Hebamme in unserem MCC tätig sein wirst. Leute wie Du sind unheimlich wichtig und unersetzbar für die Gesellschaft.“

Das Interview wurde durch Su Myat Oo auf burmesisch durchgeführt, die es dann auf Englisch übersetzte. Die deutsche Version wurde durch die Artemed Stiftung in Deutschland verfasst.

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