26. April 2022

Klima und unsere Haut

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Kleine Bläschen im Gesicht, rote Pusteln auf den Armen oder große juckende Stellen am Bein: Jeder hatte mit Sicherheit schon einmal einen Ausschlag auf der Haut. Die Gründe dafür sind vielfältig: Auslöser kann eine Krankheit wie Windpocken oder Scharlach sein, oder eine bekannte Unverträglichkeit oder Allergie. Häufig verschwinden Ausschläge auch so schnell wieder, wie sie gekommen sind; der Grund für deren Auftreten bleibt dann oft unbekannt.

Unbekannt ist allerdings durchaus nicht, dass die uns umgebende Umwelt einen sehr starken Einfluss darauf hat ob und wie stark unser Körper vor dermatologischen Erkrankungen bedroht ist. Studien zeigen z.B., dass Kinder die einer hohen Schadstoffbelastung der Luft ausgesetzt sind, sehr viel häufiger an Neurodermitis erkranken als andere. Durch die Anfälligkeit der Haut im Kindesalter sind diese Patienten im Laufe ihres Lebens auch deutlich weniger robust gegenüber weiteren Allergien, wie z.B. Nahrungsunverträglichkeiten oder Asthma.

Da die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung in vielen Regionen zu einer Abnahme der Luftqualität führt, sind auch die dadurch entstehenden dermatologischen Erkrankungen auf dem Vormarsch. Dies betrifft vor allen Dingen auch Entwicklungsländer, in denen bisher Neurodermitis keine große Rolle gespielt hat, nun aber durchaus an Brisanz gewinnt.

Ansteigende Temperaturen und lang anhaltende Hitzeperioden, bedingt durch den Klimawandel, bringen zusätzlich eine Verschlechterung der Situation mit sich: Die meisten Hauterkrankungen weisen bei Hitze einen schwereren Verlauf auf, als bei kühleren Temperaturen. Durch das Schwitzen wird der Juckreiz verstärkt. Schlaflose Nächte sind die Folge, die dann wiederum im Alltag zu einer Unausgeglichenheit führen, die sich wiederum negativ auf die Allergie auswirken. Ein Ausweg aus diesem Teufelskreis ist häufig schwer (Raulf et al., 2022). 

Durch den Klimawandel steigt außerdem das Risiko für eine Hautkrebserkrankung. Laut dem epidemologischen Hautkrebsregister hat sich die Anzahl der jährlich neu aufgetretenen Fälle des malignem Melanoms der Haut von 1999 (11 500 Fälle) bis 2016 (ca. 23 000 Neuerkrankungen) etwa verdoppelt.

Die Inzidenz hat sich für den hellen Hautkrebs in Deutschland in den letzten 30 Jahren bei Männern vervierfacht. Bei Frauen ist sogar eine Zunahme vom Fünfachen festzustellen (Leitlinienprogramm Onkologie, 2021).

Derzeit erkranken laut Statistik jährlich zwischen 280.000 bis 300.0000 Menschen an Hautkrebs und rund 4000 Menschen versterben jährlich daran  (Baldermann und Weiskopf, 2020).

Wissenschaftliche Modellrechnungen zeigen außerdem, dass ein globaler Anstieg der Umgebungstemperatur um 2 °C und die damit einhergehenden Klimaveränderungen, die regional große Hitze und Hitzewellen zur Folge haben können, die Hautkrebsinzidenz bis 2050 um 11 % erhöhen könnte (bfs, 2022).

Durch einen angebrachten Schutz wie Sonnencreme, Sonnenhut und Sonnenbrille kann man das persönliche Risiko deutlich senken. Jeder sollte sich seinem Hauttyp entsprechend verhalten und bei zu starker Sonneneinstrahlung gegebenenfalls auch den Aufenthalt im Freien vermeiden.

Eine besonders betroffene Bevölkerungsgruppe stellen allerdings Menschen mit Albinismus dar. Albinismus ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der Aufgrund von Gendefekten die Produktion des körpereigenen dunklen Farbstoffs Melanin gestört. Die Folge sind unnatürliche weiße Hautfarben. In Tansania kommt auf eine von 1429 Geburten ein Albino, eine viel höhere Rate als in jeder anderen Nation. Auch in der Region Lindi, in der unser Partnerkrankenhaus St. Walburg’s Hospital liegt, gibt es einige dieser Fälle. Eine Aufklärung über mögliche Risiken der erhöhten Sonneneinstrahlung, sowie adäquate Sonnencreme und Sonnenschutz sind daher hier von höchster Bedeutung. Innerhalb unserer Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus bemühen wir uns mit Präventionsmaßnahmen den Betroffenen so gut wie möglich zu helfen.

Quellen:

Baldermann, C., Weiskopf, D. 2020: Verhaltens- und Verhältnisprävention Hautkrebs. Hautarzt 71, 572–579 (2020). https://doi.org/10.1007/s00105-020-04613-3

Raulf, M. et al. 2022: Allergologie; Munich Bd. 45, Ausg. 3,  (Mar 2022): 211.

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